Landrat mit viel Verständnis für die Positionen der Wirtschaft
Sitzung des IHK-Gremiums Regen in Kirchdorf im Wald
Die Unternehmer im IHK-Gremium Regen haben bei einer Sitzung vergangene Woche in Kirchdorf im Wald die Probleme benannt, vor denen die regionale Wirtschaft steht. „Es ist eine lange Liste an aktuellen Herausforderungen, die unseren Unternehmen zu schaffen machen. Das macht es ihnen unnötig schwer, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren“, brachte es der Vorsitzende des Gremiums, IHK-Vizepräsident Franz-Xaver Birnbeck, auf den Punkt. So berichteten unter anderem die Tourismusbetriebe von unpraktikablen Datenschutzregeln oder langwierigen Bauverfahren. Der Handel benannte die EU-Vorgaben zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, die sich auch auf kleine und mittlere Betriebe in der Region auswirken. Nicht nur aus der Industrie war deutliche Kritik am schleppenden Ausbau von Straßen, Mobilfunk und Breitband im Landkreis zu hören. Branchenübergreifend nannten die Unternehmen die immer wieder neu verschärften Vorschriften zum Brandschutz als ein Beispiel für bürokratische Verfahren und Überregulierung. Die Folge seien erheblicher Aufwand an Zeit und Kosten bei den Betrieben. Wenn solche, eigentlich vermeidbaren Negativpunkte mit den bekannten, übergreifenden Risikofaktoren zusammenkommen – Fachkräftemangel, hohe Energiekosten, ein dringend reformbedürftiges Steuersystem, Hürden und Blockaden im internationalen Geschäft sowie nicht zuletzt das verlorene Vertrauen in die Politik – stelle das den Wirtschaftsstandort zunehmend in Frage. „Denkt man an Investitionen am heimischen Standort, dann hat man große Fragezeichen. So wird die Abwanderung in Richtung der Zielmärkte im Ausland forciert“, lautete eine Stimme aus der Industrie.
Viel Verständnis für diese Kritik aus der Wirtschaft zeigte der Gast der Sitzung, Regens Landrat Dr. Ronny Raith. Er verstehe sich als Sprachrohr der Region auf Ebene von Land, Bund und EU, verdeutlichte Raith, denn auf diesen Ebenen liege die Verantwortung für viele der genannten Punkte. Angesichts der vielfältigen Probleme und Belastungen in der Wirtschaft forderte der Landrat mehr Mut, die richtigen Entscheidungen zu treffen und diese dann konsequent umzusetzen – ein Appell, den er nicht zuletzt an die Politik sowie die eigene Verwaltung richtete. „Nicht entscheiden ist keine Option“, sagte Raith. Aber auch die Gesellschaft müsse dabei mitziehen: „Das Stichwort ist mehr Eigenverantwortung.“ Dem folgt seine Vorstellung einer richtigen Wirtschaftspolitik: „Wir müssen den Unternehmern keine Fesseln anlegen, sondern ihnen Flügel verleihen“, fasste es Raith zusammen.
Letztlich gehe es darum, gemeinsam den Menschen im Landkreis Regen Zukunftsperspektiven zu bieten. Und dazu gehört eben – da waren sich in der Gremiumssitzung alle einig – unter anderem eine funktionierende Infrastruktur, ein Schwerpunkt auf Bildung, eine gute medizinische Versorgung sowie vor allem eine leistungsstarke Wirtschaft, die für Arbeitsplätze, Wohlstand und Wertschöpfung in der Region sorgt.